Carlsen-Woche: Vom Manuskript zum Buch




Am letzten Tag meiner Carlsen-Woche habe ich freundlicherweise ein Interview mit Pia machen dürfen. Anhand einiger Fragen zeigt sie uns heute auf, wie ein Buch überhaupt (bezogen auf Dark Diamonds) im Verlag aufgenommen wird.



Liebe Pia,

erst einmal vielen lieben Dank dafür, dass du dich meinen neugierigen Fragen stellst. Es hat mich ja schon immer interessiert, wie aus einem Manuskript letztendlich ein Buch bzw. ein eBook wird. Es freut mich unheimlich, dass du meinen Lesern und mir hierbei ein bisschen Licht ins Dunkel bringen möchtest. 😊 

Zuerst wäre es super lieb, wenn Du Dich und Deinen Bereich bei Carlsen kurz vorstellen könntest. Dann weiß gleich jeder, wohin man dich stecken darf. *g* 

 Liebe Toni, erst mal freue ich mich, dass du dich für unser digitales Carlsen-Imprint Dark Diamonds interessierst und dazu ein Interview mit mir führst! Ich bin Pia Cailleau und leite seit über vier Jahren das digitale Carlsen-Imprint Impress, welches vor allem für Young Adult Fantasy und Romance steht, und seit nun knapp über einem Jahr auch das neue digitale Carlsen-Imprint Dark Diamonds. Jenes ist quasi die „große Schwester“ von Impress, da es vor allem im Bereich der New Adult Fantasy publiziert, also Protagonisten in den Mittelpunkt setzt, die zwischen 18 und ca. 25 Jahre alt sind – junge Menschen, die ihre Teenagerzeit bereits hinter sich gelassen haben, aber noch nicht ganz im gefestigten Erwachsenenleben angekommen sind und somit ihre eigenen Geschichten zu erzählen haben. Als Programmleitung war ich bei beiden Imprints von vornherein in der eigentlichen Entwicklung dabei, in der wir neben dem Namen und Logo auch die Programmausrichtung und den öffentlichen Auftritt bestimmt haben. Jetzt, wo beide Verlagsprogramme etabliert sind, entscheide ich darüber, was tatsächlich bei uns publiziert wird und wie wir uns auch in Zukunft aufstellen und repräsentieren. 



Die für mich als erstes auftauchende Frage:
Wie viele Manuskript erhaltet ihr so im Monat.
Es wird mit Sicherheit variieren, aber gibt es einen groben Durchschnittswert? 

Das variiert tatsächlich sehr. Über unseren Posteingang darkdiamonds@carlsen.de erreichen uns im Monat zwischen 20 und 40 Manuskripte, daneben erhalten wir aber auch Manuskripte von Agenturen und unseren direkten Autorenkontakten. Zudem suchen wir auch aktiv nach guten Manuskripten, zum Beispiel über Wettbewerbe und Schreibgruppen.

Wer davon träumt, uns seine Idee einmal persönlich vorzustellen, kann sich derzeitig für ein 10-Minuten-Date mit uns auf der Frankfurter Buchmesse bewerben – alles zum Lektoren-Speed-Dating findet man hier:
https://www.facebook.com/events/701352036655953. 

Wird jedes eingereichte Exposé inkl. Leseprobe von euch gelesen oder wird schon beim Einreichen selber anhand verschiedener Aspekte aussortiert? 

Wir treffen auf jeden Fall eine Vorauswahl, da nicht jedes eingeschickte Manuskript zu unserer Programmausrichtung passt. Wenn uns jemand ein Kinderbuchmanuskript oder einen Krimi zuschickt, dann prüfen wir diese Projekte nicht, weil wir sie in unserem Programm ja gar nicht publizieren könnten. Jedoch setzen wir uns bei Dark Diamonds mit jedem Manuskript intensiv auseinander, das uns im Bereich der New Adult Fantasy eingereicht wird. 

Wie viele Personen beschäftigen sich insgesamt mit den eingereichten Manuskripten? Gibt es dafür eine eigene Abteilung? 

Dark Diamonds verfügt über ein eigenes Lektoratsteam, das aus vier Personen besteht. Davon beschäftigt sich mindestens eine Person mit einer eingeschickten Manuskriptidee (also der Leseprobe und dem Exposé). Meistens liest dann eine weitere Person gegen, damit wir über mehr als eine Meinung verfügen. Im Anschluss diskutieren wir jede passende Manuskriptidee in unseren wöchentlichen Lektoratsrunden. Wenn das Projekt überzeugt und ich es mir bis dahin noch nicht persönlich angeschaut habe, komme ich am Ende als Prüferin hinzu. 

Welche Voraussetzungen muss ein Exposés erfüllen, damit es von euch überhaupt in die engere Auswahl zur näheren Betrachtung genommen wird? 
 
Wir entscheiden nie nur anhand eines Exposés, sondern brauchen mindestens eine Leseprobe von 50 Seiten. Dann schauen wir erst mal, ob die Idee vom Genre her zu uns passt und ob sie unsere Leser vom Alter her anspricht. Danach evaluieren wir den Stil, den Plot und die Handlungs- sowie Figurenführung. Dabei ist uns neben dem Aspekt, dass die Idee in unser Programm passen muss, vor allem wichtig, dass unser Herz dafür schlägt. Am Stil und auch am Plot kann man noch im Lektorat arbeiten (auch wenn eine gewisse Qualität natürlich bereits erreicht werden muss), aber eine Leseprobe muss vor allem den gewissen Sog haben, um uns dafür brennen zu lassen. 

Nachdem das Exposé inkl. Leseprobe überzeugen konnte, erhaltet ihr ein fertiges Manuskript. Dieses wird von einer Person ja komplett gelesen. Auch hier kann ein Skript noch abgelehnt werden nehme ich zumindest an. Woran scheitert es meistens, dass es letztlich trotz des überzeugenden Exposés nicht aufgenommen werden konnte? 

Es ist nicht immer so, dass wir nur ein Exposé und eine Leseprobe erhalten, oft wird uns gleich das ganze Manuskript zugeschickt. Es kann aber sein, dass es nur eine Leseprobe gibt, die uns bezüglich der oben genannten Kriterien so sehr überzeugt, dass wir das Projekt auch ohne ein ganzes Manuskript unter Vertrag nehmen. Es kann jedoch auch sein, dass die Leseprobe noch nicht aussagekräftig genug ist und wir daher um mehr Seiten oder das ganze Manuskript bitten. Auch dann entscheiden wir nach den oben genannten Kriterien. 

Nachdem ein Manuskript überzeugen und mit dem Autor sich über alles Weitere geeinigt wurde. Wie geht es danach weiter?
Covergestaltung, Überarbeitung des Skripts und Marketing?! 

Nachdem wir uns bezüglich des Vertrags, der Erscheinungstermine und der Manuskriptabgabe geeinigt haben, geht der das Projekt betreuende Lektor in sich und überlegt sich in der Regel mögliche Titel und Covergestaltungen. Das bespricht er dann innerhalb einer Lektoratsrunde mit dem ganzen Team und im Anschluss mit dem Autor. Manchmal (das hängt von seiner Zeit ab) lektoriert er das Manuskript dann selbst, häufiger kommt es jedoch vor, dass einer unserer eng mit uns zusammenarbeitenden freiberuflichen Lektoren die Textbearbeitung übernimmt. Dabei wird jedoch der Autor bei jedem Schritt herangezogen und nach seiner Meinung gefragt. Wir entscheiden nichts über den Kopf des Autors hinweg, das ist uns ganz wichtig. 

Das Cover zum Buch kommt oftmals vom Verlag glaube ich zu wissen. ^^°
Ist es tatsächlich so oder geben hier auch die Autoren ihre Wünsche bzw. ein komplett selbst erstelltes Cover mit ab? 

Wenn sich ein Autor entscheidet, sein Manuskript in einem bestimmten Verlagsprogramm zu veröffentlichen, tut er das in der Regel, weil ihm die Gestaltung und Ausrichtung des Programms gefällt. Die Zusammenarbeit zwischen einem Verlag und einem Autor basiert ja sehr stark auf gegenseitigem Vertrauen. Der Autor vertraut dem Verlag seiner Wahl, sonst hätte er sich nicht für ihn entschieden. Der Verlag übernimmt sämtliche Kosten und somit auch das Risiko, weil er darauf vertraut, dass die Geschichte seine Leser überzeugen wird. Dass er dabei die Gestaltung des Covers und des Romanauftritts übernimmt, ist selbstverständlich und von den Autoren auch so gewollt – warum sollten sie sonst bei dem Verlag veröffentlichen wollen? In Ausnahmefällen kann es aber tatsächlich sein, dass der Autor bereits einen Coverentwurf parat hat, den wir bei Dark Diamonds im Vorfeld gesehen haben und übernehmen möchten. Dann würde unser Grafikerteam das Cover nur noch qualitativ ins Reine bringen. Auch sind wir offen für Gestaltungs- und Motivvorschläge des Autors und diskutieren jene gerne mit ihm. Die letzte Entscheidungsinstanz ist aber stets der Verlag. 

Wird die Überarbeitung des Skripts, sei es nun Rechtschreibfehler, Logikfehler oder Satzverwirrungen immer in Zusammenarbeit mit dem Verlag geleistet oder dürfen die Autoren auch mit externen Lektoren arbeiten?

Pia findet ihr als zweite von Links ;)


Das Lektorat des Manuskripts wird bei Dark Diamonds immer vom Verlag übernommen. Uns ist es wichtig, dass jedes Manuskript von einem professionellen Lektor bearbeitet wird, dem wir vertrauen und der für diese Aufgabe genügend Erfahrung und Können mitbringt. Dabei gehört das Korrektorat (die Rechtschreib- und Kommafehler) nicht zum Lektorat, sondern wird danach von einem extra Korrektor übernommen. Zum Lektorat selbst gehört neben der stilistischen Redaktion auch die inhaltliche Ebene. Die Geschichte wird darauf geprüft, ob der Spannungsbogen sauber ist, die Figuren stimmig eingeführt werden, die Authentizität gegeben ist und alles in sich rund und logisch ist.

Gibt es einen bestimmten Marketingweg, welcher bei Euch immer gegangen wird oder ist der individuell auf die Autoren abgestimmt?

Es gibt bestimmte Marketingaktivitäten, die jedes Manuskript bei uns erhält und die ihm die größtmögliche Sichtbarkeit auf den Weg geben soll. Ansonsten kommen oftmals auch weitere individuell abgestimmte Marketing- oder Vertriebsaktionen hinzu (von Kindle Deals oder Plattform-Banner bei iBooks bis zu größeren Aktionen bei anderen Plattformen wie Google oder den Tolino-Partnern, wie Thalia).

Wie entscheidet ihr, ob das entsprechende Manuskript letztlich in die Sparte Impress oder Dark Diamonds fällt?

Das entscheiden wir nach den bereits oben genannten Kriterien.


Zum Abschluss hätte ich noch ein paar allgemeine Fragen die mich einfach auch sehr interessieren. 

Wie kann ich mir einen normalen Arbeitstag in einem Verlag vorstellen, mal bezogen auf deinen Bereich?

Auf diese Frage könnte man seitenlang antworten, da unser Alltag sehr vielfältig ist und sich je nach Abteilung anders gestaltet. Wer einen detaillierten Einblick erhalten möchte, kann sich unsere kostenlosen Impress-Magazine herunterladen. In jedem beschreibt eine andere Person aus unserem Verlagsteam seinen individuellen Arbeitsalltag. Ein Blick lohnt sich bestimmt!

Wie viele Autoren arbeiten derzeit für Dark Diamonds? Gibt es da eine grobe Anzahl die man sagen darf.

Bei Dark Diamonds stehen derzeitig über dreißig Autoren unter Vertrag.

Auch sehr interessant zu wissen wäre durch wie viele Hände ein Manuskript so ungefähr geht bis es in den Händen der Leser landet?

Natürlich durch sehr viele, da auch der Vertrieb und das Marketing mitlesen möchten! Den Weg im Lektorat selbst habe ich weiter oben aufgezeichnet. 😊 

Woran entscheidet sich, ob ein Dark Diamonds-Titel auch als Taschenbuch veröffentlicht wird?

Da wir als digitales Imprint nicht jeden Roman drucken können, beobachten wir bei jedem Titel sehr aufmerksam die Zahlen und Entwicklung des Titels. Die erfolgreichsten erscheinen dann als Taschenbuch, so wie es im September 2017 mit unseren Spitzenreitern passieren wird. Darunter befinden sich die jeweils ersten Bände von Karin Kratts „Seday Academy“, Sabine Schulters „Melody of Eden“ und Cat Dylans „Call it magic“. Wir haben aber auf jeden Fall vor, in Zukunft noch mehr Titel als gedrucktes Buch herauszubringen und freuen uns bereits darauf!


Mein Gewinnspiel:



Bitte beantwortet meine Frage um ein Los für den heutigen Tag zu ergattern. 

Auch wenn ich im Grunde wusste was für Arbeit dahinter steckt, war ich doch sehr überrascht als ich Pias Einblick gelesen habe. 

Konntet ihr schonmal hinter die Kulissen eines Verlages schauen?


Teilnahmebedingungen:

 
- Ihr müsst entweder 18 Jahre alt sein oder eine Einverständniserklärung eurer Eltern/Sorgeberechtigten besitzen
- Die Teilnehmer erklären sich im Gewinnfall bereit, öffentlich genannt zu werden
- Ein Anspruch auf Barauszahlung des Gewinns besteht nicht
- Keine Haftung für den Postversand
- Versand der Gewinne innerhalb von Deutschland, Österreich und Schweiz
- Der Rechtsweg ist ausgeschlossen
- Im Gewinnfall müsst ihr euch innerhalb von 3 Tagen melden, ansonsten verfällt der Gewinn!
- Das Gewinnspiel läuft vom 11.09.2017 bis zum 16.09.2017 um 23:59 Uhr.
- Die Gewinnerbekanntgabe erfolgt innerhalb von zwei Tagen nach Ende des Gewinnspiels auf allen Blogs.
- Bitte denkt auch daran, uns beim anonymen Kommentieren eine E-Mail Adresse zu hinterlassen.
- wer die Kommentarfunktion der einzelnen Blogs nicht nutzen kann oder möchte, kann seine Antwort per E-Mail an ruby.celtic@gmail.com senden


Dann hoffe ich auf rege Teilnahme bei der Carlsen-Woche und wünsche euch einen schönen Tag.